Ästhetik / Kunst
• Geistesgeschichtliches zu den Begriffen (Last Update: 01.08.2014)
Ästhetik
ist die philosophische Disziplin, die sich mit den auf reflektierter
Sinneswahrnehmung und Gefühl beruhenden Erfahrungen, insbes. mit
den intensiven Eindrücken von Natur und Kunst wie dem
Schönen und Erhabenen befasst.
Als
selbstständige Disziplin ist die Ästhetik eine relativ
späte Errungenschaft, und das Interesse an ihren Fragen muss bis
heute gegen das Vorurteil verteidigt werden, man bewegte sich damit
in der Domäne des Luxus und der Moden. Dabei beschäftigen
die Themen der Ästhetik das philosophische Denken seit Anbeginn
– im Rahmen von Metaphysik und Ontologie, Erkenntnislehre und
praktischer Philosophie, Poetik und Rhetorik. Seit der Antike –
und verstärkt noch seit der Renaissance – sind sie
durchweg ein Ort der Artikulation eines humanen Selbstverständnisses.
Zwei
der großen Menschheitsfragen haben ihren Ort seither immer
wieder auf dem Boden der Ästhetik gehabt: a) die im weitesten
Sinne erkenntnistheoretische Frage nach dem Anteil der Sinnlichkeit
an unseren Erfahrungen aller Art, die sich – häufig in der
Frage nach dem Charakter des ästhetischen Scheins – auf
die ästhetische Wahrnehmung und das ästhetische
Gefühl richtet (Ästhetik als
Theorie der ästhetischen Erfahrung), und b) die
gleichermaßen praktische wie metaphysische Frage nach dem
Status und Wert des von Menschen Gestalteten im Ganzen der
Welt, die ihren exemplarischen Fall in der Kunst hat (Ästhetik
als Theorie der Kunst).
Der
Bedeutungsgehalt der Worte ›Kunst‹ und ›Künste‹
geht auf den griech. Begriff techne (lat. ars) zurück
und meint hier im Unterschied zur Natur die auf Wissen und
praktischen Fertigkeiten beruhende Tätigkeit bewussten
Herstellens durch den Menschen. Techne umfasst jedoch im
Unterschied zum modernen Kunstverständnis die Bereiche sowohl
künstlerischen als auch handwerklich-technischen Herstellens,
die zwar unterschieden, aber noch nicht getrennt werden. Der Begriff
techne bezieht sich auf das ins Reale wirkende Können des
Menschen insgesamt. Techne beruht sowohl in der Kunst im
engeren Sinn als auch in der Technik auf mimetischer Wiederholung
der bzw. Angleichung an die Natur, während in der Neuzeit Kunst
und Technik auseinandertreten, jedoch beide auf dem Prinzip der
innovativen Erfindung beruhen: Technisches Herstellen bedeutet
Modifikation der Natur, und künstlerisches Hervorbringen wird am
Maßstab der Originalität gemessen. Wenn etwa A.
Baumgarten an der Wiege der modernen Ästhetik im 18. Jh. von
der facultas fingendi spricht und die Kunst als veritas
heterocosmica, also als Wahrheit einer anderen (möglichen)
Welt definiert, so ist das nur auf dem Boden dieses grundsätzlichen
Bedeutungswandels der Kunst in der Moderne möglich.
In
der Neuzeit entwickelt sich der Begriff der freien oder schönen
Kunst, der die Kunst sowohl von Wissen(-schaft) als auch vom
handwerklichen Können abgrenzt und sie im engeren Sinn als einen
autonomen, durch keine bestimmte Funktion festgelegten Bereich der
anschaulichen Reflexion bzw. der Selbstvergegenständlichung
menschlicher Wirklichkeit bestimmt, die durch ihren Scheincharakter
gekennzeichnet ist: Das Kunstwerk ist sinnliche Erscheinung eines
Idealen, Gestalt gewordene Bedeutung – und daher von
Wirklichkeit zu unterscheiden, die vielmehr im Kunstwerk auf
bestimmte, nämlich im Bewusstsein reflektierte Art erscheint.
Moderne Kunstphilosophie ist daher wesentlich Werkästhetik,
während in antiker und mittelalterlicher Perspektive das Problem
der Kunst als solches einer bestimmten menschlichen Tätigkeit
reflektiert wird und daher produktionsästhetisch
orientiert ist.
Antike
In
der Sache beginnt die Ästhetik in beiderlei Sinn bei Platon,
der in der Politeia die Kunst als eine Weise der Darstellung
(mimesis) kritisiert und in der Frage nach deren Kriterien
grundsätzlich am schönen Schein der Kunst den trügerischen
Charakter zum Problem macht [Platon, Politeia X 595 a-603 b.]. Doch
im Rahmen eines differenzierten Gesamtbildes der Künste ist für
die Beurteilung ihres Wertes entscheidend, was dargestellt
wird: Im günstigen Fall kann die Kunst, etwa die Musik, die
Platon zur Erziehung der Wächter im Staat für unabdingbar
hält, dem »besonnenen und gutem Gemüt verschwistert
[. . . ] und dessen Darstellung« sein [Ebd., III 401 a].
Künstlerische Darstellung ist keineswegs auf das Äußere
der Dinge beschränkt, auch Intelligibles wie seelische Zustände,
das rechte Maß [Ebd., 400 c-d.] und das Schöne [Platon,
Nomoi 668 b.] können zur Darstellung kommen und durch ihre
Wirkung auf die Seele den Menschen zum Guten disponieren. Im
Interesse an der gerechten Ordnung im Staat will Platon die Kunst
unter die politische Kontrolle stellen und verweist gerade damit
kritisch auf ihre ambivalente Macht.
Platon
unterscheidet zwischen Wesens-, Werk- und Nachbildner:
Gegenüber dem göttlichen Schöpfer der Ideen (dem
Demiurgen) sind sowohl die Produkte des Handwerkers als auch des
Malers durch Mangel an Sein bzw. Vollkommenheit charakterisiert,
wohingegen der Handwerker immerhin nützliche Gegenstände,
der Maler jedoch bloßen Schein produziert. Dies führt
Platon zu einer negativen Beurteilung der darstellenden Künste
und auch der Dichtung, die er dem Verdacht der Täuschung und des
negativen sittlichen Einflusses auf die Seele aussetzt. Damit stellt
er ihre legitime Funktion für das Gemeinwesen in Frage.
Darstellende Kunst und Dichtung richten sich an das Unvernünftige
im Menschen, an Lust und Affekte und sind deshalb so lange aus der
Polis auszuschliessen, wie sie nicht der Tugend dienen. Im Symposion
geht es um die Macht des Eros. Hier bestimmt Platon das Schöne
als das angemessene Medium lebendiger Produktivität[Platon,
Symposion 206 e.] und zeichnet es in seiner konstitutiven Verbindung
mit dem Guten [Ebd., 201 c.] als den Gegenstand des erotischen
Strebens aus. Im Phaidros wird mit der besonderen Rolle der
Idee des Schönen [Platon, Phaidros 249b – 250 d.] auch die
transzendente Bedeutung der sinnlichen Schönheit herausgestellt:
Das Schöne ist das Liebreizendste (erasmiotaton) und das
Hervorleuchtendste (ekphanestaton) [Ebd., 250 d.]; sein
Anblick, vorzüglich in der Gestalt des Geliebten, erinnert die
Seele an die göttliche Sphäre, in der sie vor ihrer
irdischen Existenz sein reines Urbild schaute; wir fühlen uns
gleichsam beflügelt, dem himmlischen Zustand wieder nahezukommen
[Ebd., 251 b-c.] – Schönes wirkt Gutes.
Die
für die Antike exemplarische und die Nachgeschichte maßgebliche
Theorie der Kunst hat Aristoteles entwickelt, und zwar in der
deutlichen Absicht, Platon zu korrigieren und eine Aufwertung der
Kunst und ihrer Bedeutung für den Menschen zu begründen.
Dies geschieht zunächst dadurch, dass Aristoteles Kunst (und
auch die Wissenschaft) in der menschlichen Fähigkeit fundiert,
durch Erinnerung Erfahrung zu bilden: »Die Kunst entsteht
dann, wenn sich aus vielen durch die Erfahrung gegebenen Gedanken
eine allgemeine Annahme über das Ähnliche bildet.«
[Aristoteles, Metaphysik 981 a] Kunst ist folglich nicht, wie bei
Platon, durch einen Mangel an Allgemeinheit und Vollkommenheit
bestimmt, sondern als eine menschliche Tätigkeit, die ein durch
Erfahrung gewonnenes Allgemeines verwirklicht. »Durch
Kunst aber entsteht dasjenige, dessen Form in der Seele vorhanden
ist.« [Aristoteles, Metaphysik 1032 b]. Die Naturprodukte
haben als Entelechie ihr Prinzip in sich selbst, die Hervorbringungen
der Kunst dagegen außer sich in der menschlichen Fähigkeit,
durch Überlegung bewusst zu produzieren.[Aristoteles, Metaphysik
1070 a]. Die Unterscheidung von Kunst und Natur darf nicht im Sinn
einer strikten Trennung gesehen werden: Der Mensch baut Häuser
so, wie die Natur sie wachsen lassen würde.[Aristoteles, Physik
199 a]. Kunst ist Mimesis in dem Sinne, dass sie das Prinzip der
Natur – Entelechie und also Prozess möglichst vollkommener
Verwirklichung zu sein – auf der Grundlage bewusster Überlegung
reproduziert. Kunst hat es mit dem Werden, Wissenschaft mit dem
Seienden zu tun [Aristoteles, Zweite Analytik 100 a]. Mimesis ist
daher auch nicht mit Nachahmung der Naturgegenstände im Werk zu
verwechseln (Häuser müssen nicht aussehen wie Höhlen),
sondern zielt auf die Orientierung menschlichen Herstellens an diesem
Prinzip der Natur.
Aristoteles,
der die sinnenhafte Erkenntnis (episteme aisthetike; aisthesis)
systematisch ernst nimmt, geht vom mimetischen Charakter der Kunst
aus. Er zeigt in seiner Poetik an der Kunst der Tragödie
v. a. ein ethisches Interesse. Er fasst ihre Wirkung auf den Menschen
grundsätzlich als positiv, indem er den therapeutischen Effekt
eines sublimierten Auslebens der Affekte würdigt: In der
Erschütterung durch Furcht (phobos) und Mitleid (eleos)
im Nachvollzug des tragischen Scheiterns erfährt der Zuschauer
eine Läuterung seines Zustands (katharsis).
Plotin
integriert die aristotelische Vorstellung des Ursprungs der Kunst in
der formgebenden Tätigkeit der Seele in eine platonistische
Metaphysik des Schönen. Schönheit ist – als ein
wesentlich geistiges Schönes – Einheit von Form und Stoff,
die in der Tätigkeit der Seele ihren Ursprung hat. Im
Unterschied zu Platon versteht Plotin die Idee wesentlich als diese
Form oder als Fähigkeit des Geistes, durch die Seele Einheit im
Vielen zu bilden (Einheit/Vielheit). Ideen sind Erzeugnisse des
Geistes, und der Prozess des Kunstschaffens bedeutet die
Verwirklichung einer Idee durch den Künstler. Plotin erreicht so
einen Begriff des Kunstschönen als Durchdringung des Sinnlichen
mit Geist und als eine Form-Stoff-Einheit, der in der
Kunstphilosophie von großem Einfluss gewesen ist. [Plotin,
Enneaden I,6 und V,8]
Mittelalter
Die
Antike und das Mittelalter betonen generell die theoretische und
praktische Einheit des Guten, Wahren und Schönen.
Im
lateinischen Begriff ars bleiben die Grundbestimmungen von
techne wirksam. Das Mittelalter befindet sich »in fast
ungetrübtem Einklang und verankert in einer klassischen und
intellektualistischen Lehre vom menschlichen Tun [. . . ] Bei
Definitionen wie ars est recta ratio factibilium (die Kunst
ist das richtige Wissen von dem, was zu tun ist) oder ars est
principium faciendi et cogitandi quae sunt facienda (die Kunst
ist die Regel des Tuns und des Denkens über das, was zu tun ist
[. . . ]) hat man den Eindruck, sie stammten nicht von einem
bestimmten Autor.« [Eco U., Kunst und Schönheit im
Mittelalter, München. 1991, 150 ff.]
Die
mittelalterlichen artes liberales umfassen im
Trivium Grammatik, Rhetorik und Dialektik, und im Quadrivium
praktische Wissenschaften wie Arithmetik, Geometrie, Astronomie
und Musik. Zusammen mit den artes mechanicae (z.B.
Handwerk, Kriegskunst, Schifffahrt, Landwirtschaft, aber auch
darstellende Künste und Medizin) ist damit wie in der Antike die
Einheit von Wissen und Können bzw. das Ganze praktischen Wissens
überhaupt gemeint und noch nicht Kunst im engeren Sinn.
Pseudo-Dionysios, Augustinus und Boëthius
bemühen sich im Übergang zum Mittelalter darum, den Bestand
antiker Ästhetik und Kunsttheorie zu erhalten und in das
christliche Weltbild zu übertragen. Alle wesentlichen Topoi –
der platonische Täuschungsverdacht gegen die Kunst (Augustinus),
die aristotelischen Gedanken, dass die Herkunft der Kunst in der
Vernunft des Künstlers zu suchen ist und sie auf Nachahmung der
Naturvorgänge beruhe (Boëthius), die neuplatonische
Auffassung der Kunst als Widerschein oder Abglanz des Absoluten
(Pseudo-Dionysios) – werden hier versammelt und im Verlauf des
mittelalterlichen Denkens variiert, aber nicht wesentlich in Frage
gestellt.
Noch
im Hochmittelalter vertritt Thomas von Aquin die
aristotelische These von der Kunst als durch das Tun des Künstlers
ins Sein getretene Form und versteht sie in Analogie zur göttlichen
Schöpfung. Erst am Ausgang des Mittelalters bildet sich im
Rahmen der neuplatonischen Philosophie des Nikolaus von Kues
der Gedanke des Schöpferischen in der
Kunst, der zwar noch im Zusammenhang mittelalterlicher Tradition und
Reflexionen über Kunst steht, aber ihre Grenzen dennoch deutlich
durchbricht: Das berühmte Beispiel des Löffelschnitzens
zeigt, dass es für die Ergebnisse menschlichen Herstellens in
der Natur keine Entsprechungen bzw. Vorlagen gibt, die nachgeahmt
werden könnten – und sie daher originäre
Schöpfungen des Geistes sind. Kurioserweise bezieht Cusanus
sein (für geistige Produktivität überhaupt
paradigmatisches) Beispiel aus der handwerklichen und nicht aus der
darstellenden Kunst, die er noch ganz in der Tradition für
nachahmend hält.
In
der Akzentuierung des Schöpferischen kündigt sich der
neuzeitliche Kunstbegriff an.
Neuzeit
In
der Renaissance werden die für den neuzeitlichen Begriff der
Kunst konstitutiven Differenzierungen eingeleitet: einmal die
zwischen handwerklicher und freier bzw. später dann schöner
Kunst, und zum Anderen die Abgrenzung gegen die Wissenschaft. Dies
geschieht zunächst in den Bewegungen und Veränderungen der
Kunst selbst: Leonardo da Vincis ›Traktat über die
Malerei‹ und Vasaris Vereinigung der bildenden und
darstellenden Künste unter dem Begriff des ›disegno‹
werten diese Künste gegenüber dem Handwerk auf. Die
Gründung der Accademia del disegno in Florenz 1563
unterstreicht diese Abgrenzungsbestrebungen. Auf ihrer Grundlage
bildet sich das genuin neuzeitliche Verständnis der Kunst als
autonomes, zweckfreies und zu nichts als menschlicher Reflexion
seiner Wirklichkeit dienliches Kunstwerk heraus, das seine Bestimmung
in der Philosophie des 18. und frühen 19. Jh. im Begriff der
schönen Kunst bzw. des Kunstschönen erfährt. Die
Philosophie des 17. Jh. war mit der Herausforderung der modernen
Wissenschaft befasst und fand noch kein systematisches Verhältnis
zur neuen Realität der Kunst. Da die schönen Künste
nicht in das wissenschaftliche Weltbild passten, wurden sie als etwas
letztlich Unbegreifbares verstanden: das je ne sais quoi (ich
weiß nicht, was) wurde so zum Schlagwort der Auffassung, dass
die Kunst letztlich unbegreifbar bzw. durch Vernunft oder gar Regeln
nicht wirklich fassbar zu machen sei – eine Vorstellung, die
charakteristisch für das moderne Kunstverständnis ist und
in der Entwicklung des Geniebegriffs im 18. Jh. seinen Niederschlag
findet.
Klassik,
Romantik - Das Zeitalter der Ästhetik
Im
18. Jh. tritt der genuine Sinn ästhetischer Fragen ins
Bewusstsein. Es ist A. G.Baumgarten, der mit seiner Aesthetica
1750 den Begriff prägt. Der Ausdruck wird für die Lehre
vom Schönen und von der Kunst in Umlauf gebracht, obgleich
daneben noch die alte Bedeutung einer erkenntnistheoretischen
Wahrnehmungslehre erhalten bleibt.
So
ist es bei Kant, der in der ›transzendentalen Ästhetik‹
der Kritik der reinen Vernunft seine Lehre von Raum und Zeit
als Formen reiner Sinnlichkeit darlegt, in der Kritik der
Urteilskraft 1790 aber unter dem Titel einer Geschmackslehre in
der Sache eine Ästhetik im modernen Wortsinn vorlegt.
Nicht
zufällig vollzieht sich die sachliche und methodische
Verselbstständigung der Ästhetik in der Zeit der
Aufklärung: Philosophisch fordert die Bestimmung der Leistungen
und Grenzen der menschlichen Vernunft überall systematisch das
Interesse am Status von Sinnlichkeit und Gefühl – als
Element, Komplement oder Widerpart – heraus. Vor allem das
Bewusstsein von der konstitutiven Differenz der menschlichen
Bedingungen zu einem jeden denkbaren Absoluten schärft mit dem
Sinn für die Stellung des Menschen in der Welt auch die
Aufmerksamkeit auf die Rolle der Sinnlichkeit. Diese Aufklärung
steht im Wechselverhältnis mit der Bewegung, in der die Künste,
insbes. Literatur und Musik, sich von den Normen der traditionellen
Regelwerke emanzipieren und zu jener Autonomie finden, durch die sie
dem Selbstbewusstsein des modernen Menschen zur Darstellung
verhelfen. Gefragt wird überall in Europa mit zunehmender
Eindringlichkeit nach der Wahrnehmung der Sinne, der produktiven
Einbildungskraft, dem verfeinerten Urteil des Geschmacks, den Werken
des Genies, dem Schönen und Erhabenen in Natur und Kunst, der
Vollkommenheit der Gestaltung, der Bedeutung des reflektierten
Gefühls für das vernünftige Selbstverständnis.
In
England und Schottland wird unter dem Einfluss des Sensualismus John
Lockes in anthropologischem, psychologischem und
erkenntnistheoretischem Interesse nach den Begriffen von Schönheit
und Tugend, den Prinzipien des moralischen Urteils und des
Geschmacks, dem Schönen und Erhabenen gefragt. Die französische
Ästhetik des 18. Jh. bleibt hingegen überwiegend
rationalistisch und der antiken mimesis-Lehre verpflichtet. Im
deutschen Sprachraum betont man dagegen die Rolle von
Einbildungskraft, schöpferischer Phantasie, Gefühl und
religiöser Inspiration, durch die den Werken der Künstler
Authentizität zukommt (Herder, Hamann, Lessing).
Baumgarten
erweitert mit der Ästhetik den Rahmen der rationalistischen
Schulphilosophie für eine Besonderheit menschlicher Einstellung
auf die Wirklichkeit, indem er im Vergleich zur Verstandeserkenntnis
der sinnlichen Erkenntnis (cognitio sensitiva) ihren Rang
zuweist, begreift aber vorerst – ganz aus der Perspektive der
theoretischen Vernunft – die sinnliche Wahrnehmung als eine
undeutliche Weise des Erkennens, die Schönheit in Analogie zum
rationalen Optimum des Verstandes als sinnliche Vollkommenheit, die
Ästhetik insgesamt als Lehre vom niedrigen Erkenntnisvermögen
(gnoseologia inferior).
Geschmack
und Genie
Charakteristisch
für weite Bereiche der Ästhetik des 18. Jh. ist die
Polarität von Geschmack und Genie, in der sich die
Perspektiven der Rezeption und der Produktion
komplementär gegenüberstehen.
Der
Geschmack wird verstanden als das Vermögen zur
wohlunterschiedenen Wahrnehmung, in der mit der verfeinerten
Empfindung des Gefallens und Missfallens auch der geistige Zustand
und der kulturelle Anspruch des ganzen Menschen zum Ausdruck kommt.
Der ursprünglich auf das Schmecken beschränkte Terminus,
schon seit der Antike auf das Erkenntnis- und Urteilsvermögen,
auf die Rede und das Benehmen übertragen (z.B. Cicero), wird
etwa Mitte des 17. Jh. ein Begriff der Ethik, wenig später auch
der Kunst- und Literaturkritik. In breitem Konsens wird der Geschmack
als eine natürliche Anlagebegriffen, zu deren Ausprägung es
jedoch der Erfahrung, Bildung und Übung bedarf – und die
dann auch zur Entfaltung von Maßstäben des Urteils kommen
kann. Auf die Einbildungskraft gegründet (Baumgarten, Hume),
wird der Geschmack in der Frage nach den Möglichkeiten der
freien, spontanen Äußerung des Subjekts als eine eigene
oder besondere Fähigkeit der Wahrnehmung, Unterscheidung und
Wertung durch Empfindung und Gefühl von der reinen Rationalität
der Begriffe abgegrenzt; er ist ein geistig-sinnliches Vermögen,
das in der Unmittelbarkeit des Gegenstandsbezuges und in der
Vermittlung zwischen den Sinnen und den Verstandeskräften auch
die Verbindung des Individuellen mit dem Allgemeinen leistet.
Die
Gegenstände des Geschmacks werden vorwiegend in den Künsten
und in der schönen Natur gesehen (Baumgarten, Sulzer, Kant,
Herder) – aber auch in Fragender moralischen Einstellung, dem
Charakter, den Handlungen, den Sitten. Bei Shaftesbury stimmen taste
und moral sense überein,und auch in der
Unterscheidung des Richtigen vom Falschen (Dennis, Gellert), in der
Beziehung auf Tugend (Gerard) und Glück (Hume) oder in der
motivierenden Freude an Zusammenhang und Ordnung (Hume) hat der
Geschmack eine Affinität zur Moral (Kant).
Nachdem
noch Baumgarten im ästhetischen Geschmacksurteil die undeutliche
Erkenntnis der Vollkommenheit als Schönheit der Erscheinung
gesehen hatte, spricht Kant im Begriff des Geschmacks die
ästhetisch reflektierende Urteilskraft an, die er ausdrücklich
als ein autonomes Vermögen und als einen sensus communis
(Gemeinsinn) begreift. Im freien und harmonischen Zusammenspiel
von Verstand und Einbildungskraft bezieht sich das Geschmacksurteil
allein durchs Gefühl und doch mit einem Anspruch auf allgemeine
Verbindlichkeit auf das Schöne in Natur und Kunst.
In
der Frage nach dem Geschmack geht es im 18. Jh. stets um ein
zentrales Problem des menschlichen Selbstverständnisses. Die
scholastische Weisheit De gustibus non est disputandum bekommt
im systematisch erkundeten Horizont der Vernunft einen neuen,
kritischen Sinn: Im Verhältnis von Natur und Kultur wird
ästhetisch auch die Beziehung von Sinnlichkeit und Vernunft
konkretisiert. Zum Thema wird die Innerlichkeit und Intensität
von Erfahrungen, die von der ratio allein nicht vermittelt
werden können. In Opposition, Korrektur und Ergänzung des
Anspruchs der Vernunft auf objektive Geltung, wie er sich im Ideal
der Wissenschaft zuspitzt, wird der Geschmack als Domäne der
Subjektivität ausgezeichnet, die ihr Recht – auch
auf Individualität und Vielfalt – in der Kultur der
Empfindungen und Gefühle geltend macht.
Dem
Geschmack als rezeptivem Vermögen der Beurteilung wird vielfach
– komplementär oder kritisch – die Produktivität
des Genies gegenübergestellt (Diderot, Shaftesbury,
Baumgarten, Kant u. a.): Als das Vermögen der freien Entdeckung
und produktiven Hervorbringung ist es die Gabe des schöpferischen
Menschen. Im Anschluss an Leibniz’ Vorstellung von der
göttlichen Wahl möglicher Welten wird das Genie als
Entbinder unrealisierter Möglichkeiten stilisiert.
Mehr
noch als die Beachtung des Geschmacks ist die große
Aufmerksamkeit des 18.Jh. auf den Begriff des Genies auch dazu
angetan, das Vorurteil von der bloßen Verstandeskultur der
Aufklärung zu korrigieren: Denn in ihm wird – teils in
integrativer, teils in kritischer Absicht – zunehmend die
naturgegebene, spontane und gefühlsbetonte Anlage der
Kreativität vor dem Moment der vernunftgeleiteten Regelmäßigkeit
ausgezeichnet.
Mit
der Betonung des Genies geht eine Aufwertung der Einbildungskraft
einher, die hier nicht mehr nur als reproduktives, sondern als
produktives Vermögen begriffen wird. Im Begriff des Genies
verbinden sich die Ansprüche auf geistiges Wagnis, schöpferische
Phantasie, Unmittelbarkeit des Ausdrucks, Produktivität und
Vorrecht des Gefühls, Originalität des Schaffens, Nähe
zur Natur und – Freiheit. So kann Prometheus, der
den Göttern das Feuer stahl, um es den Menschen zu geben, zur
mythischen Verkörperung des Genies werden (Shaftesbury, Goethe
u. a.).
Es
ist insbes. das Werk Shakespeares, an dessen Ursprünglichkeit
sich das Zeitalter ein künstlerisches Beispiel nimmt. Für
Kant, der das Genie ausdrücklich nur im Künstler am
Werke sieht, lässt sich in seiner schöpferischen Leistung
exemplarisch die Vermittlung von Natur und Freiheit aufweisen: Indem
es sich durch eine besonders glückliche Fügung seiner
natürlichen Anlagen auszeichnet, gibt im Genie »die Natur
der Kunst die Regel« [Kant, KdU]. Es steht damit exemplarisch
für die Möglichkeiten des Menschen als eines
sinnlich-vernünftigen Wesens.
Ursprung
der ästhetischen Moderne: Schönheit und Freiheit
Es
ist Kant, der später im Rahmen der Vermögenslehre seiner
Vernunftkritik auch die Eigenständigkeit des Ästhetischen
begründet. Er macht mit der Kritik der Urteilskraft 1790
Epoche durch die Begründung seiner Eigenart: Die ästhetischen
Urteile über das Schöne (und Erhabene) haben als Leistungen
der Urteilskraft ihr eigenes Prinzip in einem aus der Reflexion
entspringenden Gefühl der Lust (oder Unlust) an der bloßen
Form der Gegenstände. Die Lust am Schönen ist ein
interesseloses Wohlgefallen, das sich in einem – von Vorgaben
des erkennenden Verstandes wie der praktischen Vernunft –
»freien Spiel« zwischen sinnlichem und rationalem
Erkenntnisvermögen (Einbildungskraft und Verstand) einstellt.
Weil zu einem solchen Gefühl im Prinzip jedes Subjekt fähig
ist, können die Urteile, in denen es geäußert wird,
auch ohne Bestimmung durch Begriffe mit einem Anspruch auf allgemeine
und notwendige Geltung einhergehen. »Die Schönen Dinge
zeigen an, dass der Mensch in die Welt passe«. Da in der
Reflexion der Erkenntniskräfte eine Freiheit erlebt wird, die
per Analogie auf die praktische Vernunftidee der Freiheit verweist,
vermittelt sie im Medium des Gefühls das integrale
Selbstverständnis des vernünftigen Wesens: Das
Schöne ist »Symbol des Sittlich-Guten«.
Vor
allem an diesen Gedanken schließt Friedrich Schiller mit seinem
Programm der ästhetischen Erziehung an. 1795, in den Briefen
Über die ästhetische Erziehung des Menschen, gründet
er dieselbe Bestimmung transzendentalphilosophisch auf die
Vermittlung des menschlichen Stofftriebes und Formtriebes im
Spieltrieb. Für Schiller ist der Mensch »nur da
ganz Mensch, wo erspielt«.
Ästhetik
und Ethik – Gefühl und Kunst im Dienst von Moral und
Gesellschaft
Bezeichnend
für die verstärkte Aufmerksamkeit für Ästhetik
ist auch die Rolle, die den emotionalen Regungen in der Frage des
moralischen Handelns zuerkannt wird. In Schottland begründet zu
Beginn des 18. Jh. Shaftesbury die Ästhetik avant la lettre
durch die Frage nach der Motivation durch die großen
Gefühle, nach der poetischen Einbildungskraft des Genies, der
Rolle von Witz, Humor und Geschmack für eine auch ästhetische
Kultur der Sittlichkeit. In seiner (neu)platonischen Überzeugung
von der teleologischen Harmonie des Kosmos begreift er das
ästhetische Gefühl für das Schöne (taste)
und das moralische Gefühl für das Gute (moral sense)
letztlich als eins.
Nach
Schiller führt der Weg zur moralischen Selbstbestimmung über
die ästhetische Sensibilisierung, zu der es durch die
Aktivierung der spielerischen Anlage des Menschen kommt. Es ist die
darin enthaltene Vorstellung von einer den ganzen Menschen und seine
gesellschaftlichen Verhältnisse ergreifenden Wirkung des
ästhetischen Eindrucks, die Schiller freilich allein der
autonomen Kunst zutraut, durch welche die ästhetische Moderne
bis ins 20. Jh. geprägt ist.
Neben
Dichtern und bildenden Künstlern sind es seit Mitte des 19. Jh.
insbes. die Gründungsväter des modernen Designs (J.
Ruskin, W. Morris, die Artsand-Crafts-Bewegung, H. van de Velde, A.
Loos, die Wiener Werkstätte, P. Behrens,W. Wagenfeld, die Ulmer
Schule u. a.), die sich in gesellschaftskritischer Wendung gegen die
verrohenden Tendenzen ihrer Zeit die Idee der ästhetischen
Erziehung zueigen machen. In ihrem Aufbegehren gleichermaßen
gegen die nachlässige Gestaltung wie gegen sinnentleerten Pomp,
protzige Materialschlachten und schmarotzendes Ornament, wie sie es
im Viktorianischen und Wilhelminischen Zeitalter vor Augen haben,
steht durchweg mehr auf dem Spiel als der gute Geschmack. Die Kritik
gegen die Verhässlichung der Welt richtet sich auch gegen die
»Tyrannei des Utilitarismus und des Dilettantismus«[Morris,
W., Kunstgewerbliches Sendschreiben, 1894, S. 1], damit gegen die
moderne Industriearbeit und den Kapitalismus, dessen
profitorientierte Produktionsweise wie Morris auch Van de Velde dafür
verantwortlich macht, dass die Welt nicht so aussieht, wie sie
aussehen könnte. »Wir müssen dies Land, das jetzt dem
schmutzigen Hinterhof einer Werkstatt gleicht, in einen Garten
verwandeln«, so lautet der Anspruch, der zuletzt auf die
sozialistische Gesellschaft zielt. Selbst »Kohlenmeilern und
Fabriken muss ihr verunstaltender Charakter genommen werden, was es
auch kosten mag«. Mit dem geschmackskritischen Ideal der
Zweckmäßigkeit von Gebrauchsformen verbindet sich bei den
Klassikern des Designs durchweg die Überzeugung, dass die
ästhetischen Eindrücke von den Dingen der Umgebung und des
Gebrauchs nach Art einer Infektion den ganzen Menschen und vermittelt
über seine Lebensführung auch das gesellschaftliche
Zusammenleben ergreifen. Künstlerische Gestaltung darf so als
»das erste Heilmittel gegen die Barbarei« begriffen
werden. Ein halbes Jahrhundert später wird Loos in seinem »drang
nach einfachheit« alles Schmückende in Bausch und Bogen
verwerfen: »Das ornament wird nicht nur von verbrechern
erzeugt, es begeht ein verbrechen«, so formuliert der
streitbare Wiener 1908. Ebenso wie an Schillers Aufforderung an den
Künstler, die Menschen »mit edeln, mit großen, mit
geistreichen Formen« zu umgeben, »bis der Schein die
Wirklichkeit und die Kunst die Natur überwindet«, so
scheinen sich die Pioniere des modernen Designs auch an die bei
Platon metaphorisch ausgedrückte Einsicht zu halten, schöne
Eindrücke seien gutes, hässliche dagegen schlechtes Futter
für die menschliche Seele.
Selbst
noch die Hoffnung, die ein der Frankfurter Schule nahe stehende
Denker wie Herbert Marcuse auf die »neue Sensibilität«
und die schöpferische Phantasie setzt, auf die Möglichkeit
der Entgrenzung ästhetischer Prinzipien zu einer befreienden
Umgestaltung der Gesellschaft, trägt die Züge des
Schillerschen Modells.
Das
Erhabene
Neben
dem Schönen spielt bei Schiller wie bei Kant und generell in der
Ästhetik ihrer Zeit der Begriff des Erhabenen eine
zunehmend wichtige Rolle. Er be zeichnet die Erfahrung von
Gegenständen, die durch ihre (räumlich-physische wie
metaphysische) Größe, Kraft oder Vollkommenheit dem
Menschen seine Grenzen bewusstwerden lassen. In der Antike wurde bei
der Auseinandersetzung mit dem dichterischen Enthusiasmus das
Erhabene im Begriff des hypsos (Höhe) als einer Kategorie
der Poetik und Rhetorik erörtert: Bei Platon, Aristoteles,
Aristophanes u. a. geht es um die kritische Reflexion auf die
sachliche Angemessenheit sprachlicher Techniken der Seelenerhebung in
Dichtung, öffentlicher Rede und philosophischer Darstellung.
Doch
seine eigentliche Konjunktur hat auch das Erhabene im 18. Jh. mit
Beginn der Reisetätigkeit in Europa: Insbesondere mit der
Entdeckung der Alpen als einer ästhetisch erfahrbaren Landschaft
tritt das Erhabene ins Bewusstsein des gebildeten Publikums.
Bei
Kant, Schiller u. a. bezeichnetes den Gegenstand eines ästhetischen
Gefühls, das im Kontrast zum reinen und ruhigen Wohlgefallen an
der schönen Form den Charakter von Faszination, Ergriffenheit
und Überwältigung hat und mit Furcht und Schrecken
einhergehen kann.
In
Kants Kritik der Urteilskraft 1790 wird das Erhabene der
Ästhetik der Natur vorbehalten. In einer»Geistesstimmung«
von gleichzeitiger Abstoßung und Anziehung, lustvoller Unlust
wird dem Menschen angesichts einer Macht, die ihn in seiner
physischen Zerbrechlichkeit zerstören könnte, und die
letztlich seine Vorstellungskraft übersteigt, aber eben nicht
seine Vernunft, seine moralische Freiheit als das Vermögen zu
einer »Selbsterhaltung von ganz andrer Art« bewusst. In
diesem inneren Widerstreit positiver und negativer Momente ist das
Erhabene ein Grenzbegriff der ästhetisch-moralischen
Selbstvergewisserung.
Schiller
überträgt den Begriff des Erhabenen von der Natur auf die
Tragödie als den Ort ästhetisch-moralischer
Selbstvergewisserung in der Identifikation mit dem tragischen Helden
[Schiller, Vom Pathetischen und Erhabenen]. An die damit entwickelte
Kategorie eines ›gemischten Gefühls‹, eines in
Kunst, Literatur und Architektur vermittelten Lebensgefühls der
Überwältigung von faszinierender Negativität, kann im
letzten Drittel des 20. Jh. die sog. Postmoderne anknüpfen in
ihrer Bemühung, den ästhetischen Geist der Epoche auf den
Begriff zu bringen (Baudrillard, Lyotard, Welsch u. a.).
Natur
und Kunst
In
seiner Schrift Les beaux arts reduits à un même
principe entwickelt Batteux 1746 eine Lehre von der Kunst,
derzufolge diese nichts Selbstständiges hervorbringt, aber auch
keine bloße Kopie, sondern eine selektive und gänzlich
artifizielle Nachahmung des Schönen in der Natur ist.
Damit
ist ein Thema andauernder Auseinandersetzung angesprochen. Für
Kant ist die Kunst nicht auf Nachahmung (Mimesis) zu
verpflichten, sondern eine autonome Hervorbringung. Und doch
behauptet er den ästhetischen Primat der Natur. In den
Schönheiten der Natur sieht er das metaphysische Indiz für
deren zweckmäßige Verfassung und damit den entscheidenden
Hinweis auf die Einheit von Natur und Freiheit. Da für Kant die
Kunst auf die Leistung des Genies zurückgeht, dessen glückliche
Disposition eine »Naturanlage« ist, erfährt sie
durch diesen Naturprimat nur vordergründig eine Abwertung:
Gerade in ihren Werken lässt sich die gesuchte Bestätigung
der Vermittlung von Natur und Freiheit finden. Kant begreift damit in
Erweiterung seines erkenntnistheoretischen Ansatzes die »Natur
als Kunst« – als Prinzip einer zweckmäßigen
Produktivität.
Es
ist dieser Gedanke, der in der Philosophie Epoche gemacht hat und
dabei auch zu einem Leitmotiv der modernen Kunst geworden ist.
Schelling braucht ihn in seiner kunstphilosophischen Schrift
von 1807 nur noch auf das hergebrachte Problem der Nachahmung der
Natur zu projizieren und macht damit in Anwendung der aristotelischen
Unterscheidung von natura naturata und der natura naturans
auf den produktiven Doppelsinn der mimetischen Formel aufmerksam:
Nicht nach der Natur,sondern selbst wie die Natur
arbeitet demnach der große Künstler [Schelling, Das
Verhältnis der bildenden Künste zu der Natur] .
Es
hat daraufhin nichts Überraschendes, dass wir dem Gedanken in
der Künstlerästhetik des 19. und 20. Jh. wiederbegegnen;
seit Cézanne sind es die reflektierenden Künstler
der klassischen Moderne (Klee, Kandinsky u. a.), die gerade im
Anspruch auf die Autonomie ihres Werks die Analogie ihres freien
Schaffens zur Produktivität der Natur herausstellen.
Das
Interesse von Paul Klee ist stets auf die »formenden
Kräfte« der Natur gerichtet: auf das, was er als »das
Wesen des natürlichen Schöpfungsprozesses« begreift –
als das»Gesetz [. . . ], nach dem die ›Natur‹
funktioniert«. Im Aufspüren dieser Kräfte,
dieses Wesens, dieses Gesetzes besteht nach Klee die
Aufgabe der autonomen Kunst. Er sieht in ihr eine »Freiheit,
die lediglich ihr Recht fordert, ebenso beweglich zu sein, wie die
große Natur beweglich ist«. Auf der Folie dieser
analogischen Auffassung von Kunst und Natur ist freilich nicht mehr
das einzelne Bild – sondern »die Kunst« als solche
ist das »umgeformte Abbild« der Natur. Ähnlich
bekommt nach Kandinsky der abstrakte Maler seine Anstöße
nicht mehr »von einem xbeliebigen Stück Natur, sondern von
der Natur im Ganzen«, so dass die Kunst zwar»die ›Haut‹
der Natur, aber nicht ihre Gesetze« verlässt; Matisse,
der zwar ausdrücklich »von der Imitation loskommen«
will, kann zugleich in einem anderen Sinne sagen, »die Kunst
ahme die Natur nach: nämlich wegen des Lebens, das ein Künstler
dem Kunstwerk einflößt.« Picasso, der sich
aus der »Zwangsjacke der Natur« befreien will, bringt
schließlich am klarsten und einfachsten die pannaturalistische
Einsicht seiner Zeitgenossen auf den Begriff: »Wie ich oft
gesagt habe,versuche ich nicht, die Natur auszudrücken. Ich
versuche eher [. . . ], wie die Natur zu arbeiten.«
Das 19. Jahrhundert
Eine
besonders intensive Epoche neuzeitlicher Kunstphilosophie stellt der
deutsche Idealismus dar. Schelling schreibt im System des
transzendentalen Idealismus (1800): »Die objektive Welt ist nur
die ursprüngliche, noch bewusstlose Poesie des Geistes; das
allgemeine Organon der Philosophie – und der Schlussstein ihres
ganzen Gewölbes – die Philosophie der Kunst.« Die
Philosophie fragt danach, wie das moderne Erkenntnissubjekt wieder in
der Einheit mit der Natur gedacht werden kann; der einzige Ort, an
dem diese Einheit sich als Gegenstand der Erfahrung und als Produkt
des Geistes zeigt, ist die Kunst, in der der menschliche Geist zur
vollständigen Selbstanschauung kommt. Deshalb kommt der
Kunstphilosophie höchster systematischer Stellenwert zu. In der
Kunst ist vereinigt, was in der Philosophie immer notwendig
auseinandertreten muss; in der Kunst kann sie jenes Prinzip aufzeigen
und reflektieren, das sich sonst jeder Erfahrbarkeit entzieht: die
Identität von produktiver Natur und produktivem Geist.
In
der Kunstproduktion offenbart sich das Prinzip der Natur, Einheit
ihrer selbst und ihres immanenten Gegenteils, des Geistes zu sein.
Dieser Gedanke führt in der Vorlesung ›Philosophie der
Kunst‹ (zuerst 1802/03 vorgetragen) dazu, das Kunstwerk als
endliche Darstellung des Unendlichen (Absoluten) zu verstehen und in
der Konsequenz zu einem symbolischen Kunstverständnis:
»Darstellung des Absoluten mit absoluter Indifferenz des
Allgemeinen und Besonderen im Besonderen ist nur symbolisch möglich.«
Auch jenseits seiner systematischen Fragestellung hat Schelling zu
einer wesentlichen Vertiefung des Kunstbegriffs beigetragen: Kunst
ist Einheit bewusster und unbewusster Tätigkeit, mithin Einheit
von Freiheit und Notwendigkeit sowie endliche Darstellung des
Unendlichen.
Ästhetisch
knüpft Hegel nach 1820 gleichermaßen an Kant und
Schiller wie an die Autonomisierung der Künste an mit seiner ins
Konkrete der Geschichte und der Gegenwart gehenden Theorie der Kunst
als einer Form des lebendigen – menschlichen wie göttlichen
– Geistes. Die schöne Kunst ist hier als eine
Manifestation des Göttlichen in der Form menschlicher Freiheit
begriffen. Sie leistet die Darstellung des
Absoluten im Medium des sinnlichen Scheines.
Hegel
arbeitet am Scheincharakter der Kunst ihren ontologischen Status
heraus: Im Kunstwerk artikuliert sich die geistig verarbeitete und
nicht die unmittelbar empirische sinnliche Wirklichkeit. Der Geist
»erzeugt aus sich selbst die Werke der schönen Kunst als
das erste versöhnende Mittelglied zwischen dem bloß
Äußerlichen, Sinnlichen und Vergänglichen und dem
reinen Gedanken«. Das Kunstwerk muss folglich als ein
anschauliches Allgemeines verstanden werden, die Kunst ist
anschauliche Reflexion einer im Begreifen vermittelten Wirklichkeit
des Geistes, die sich dem Geist überhaupt, d. h. der
reflektierenden Aneignung darbietet. Hegels Definition der Kunst als
›sinnliches Scheinen der Idee‹ nimmt also eine
Differenzierung zwischen empirisch unmittelbarer und geistig
vermittelter Sinnlichkeit vor und bestimmt Kunst im
Unterschied etwa zur Religion, die sich im Element der Vorstellung,
und der Philosophie, die sich im Element des Begriffs bewegt,
als sinnliche Erscheinung einer reflektierten Wirklichkeit, in
der sich der Mensch sein Verhältnis zur Wirklichkeit
vergegenständlicht. Der zentrale kunsttheoretische
Begriff Hegels ist daher das Ideal als Einheit von Begriff und
Anschauung.
Im
Verhältnis zum Ideal
der Entsprechung von absoluter Idee
und sinnlicher Gestalt
durchläuft sie die drei Phasen der symbolischen, der klassischen
und der romantischen Kunst, die er im Blick auf die Künste vom
Altertum bis in seine eigene Gegenwart als das Erstreben, das
Erreichen und das Überschreiten dieses Ideals auslegt. Mit der
romantischen Kunst des christlichen Mittelalters hat die Kunst nach
Hegels geschichtsphilosophischem Modell aufgehört, die
angemessene Ausdrucksform des Geistes zu sein; diese Funktion
übernimmt zunächst die Religion, schließlich die
Philosophie.
Es
ist ein Schüler Hegels, der nach dessen spekulativer
Konzentration auf das geistige Schöne in der Kunst die erste
Monographie über das Hässliche schreibt.
Prägnanten
Zuschnitt gewinnt das Problem zum ersten Mal, als im Laokoon-Streit
zwischen Lessing, Herder, Hirt und Schiller im Blick auf die
charakteristische Deformation des Hässlichen die
Möglichkeiten und Grenzen des Ausdrucks in der bildenden Kunst
problematisiert werden. Rosenkranz nun erklärt zwar das
Hässliche zur ästhetischen Kategorie, doch begreift er es
weiterhin als defizienten Modus: Ihm komme in der Kunst die Funktion
zu, »das reine Bild des Schönen um so leuchtender«
erscheinen zu lassen.
Erst
mit Nietzsche und der künstlerischen Entwicklung des
späteren 19. Jh. kommt es zu jener Freisetzung des ästhetischen
Blicks für die Eigenart des Hässlichen. Neben der
Konzentration der Ästhetik auf das Schöne in der Kunst bei
Hegel und Schelling und neben Schopenhauers Bestimmung der Musik zum
Komplement einer pessimistischen Weltanschauung zeigt sich in den
ästhetischen Theorien des 19. Jh. auch eine Tendenz zur
Loslösung von der Exklusivität der Kunst: Kierkegaard
bestimmt in seiner Existenzphilosophie das Ästhetische durch die
hedonistische Einstellung und kritisiert es in allen Formen im Namen
der moralischen und der religiösen Haltung [Kierkegaard,
Entweder – Oder] .
Für
Nietzsche ist die Welt nur als ästhetisches Phänomen
gerechtfertigt [Nietzsche, F., Die Geburt der Tragödie aus dem
Geiste der Musik]. Er entgrenzt in seiner »Artisten-Metaphysik«
der frühen 1870er Jahre den Begriff der Kunst, indem er diese
als das große Stimulans des Lebens bestimmt und die ästhetische
Produktivität zum Prinzip der Wirklichkeit erklärt. Es ist
demnach ein ästhetischer Trieb, der sich – nach dem Modell
der Kunstgottheiten Apoll und Dionysos – in der Dialektik von
Individuierung und Entgrenzung auslegt und in allen Formen
menschlichen Lebens produktiv ausprägt. Die Menschen sind immer
schon Künstler und sollen angesichts der Tragik des Lebens durch
die Aufnahme dieser Einsicht zu kreativeren Künstlern werden.
Für
Nietzsche repräsentiert Apollo den ›Traum‹ des
Ausgleichs in der »Kunst des Bildners«, Dionysos die Welt
des ›Rausches‹ in der »unbildlichen Kunst der
Musik«. Hinter der Wiedergewinnung einer dionysischen Antike
verbirgt sich eine allgemeine Kulturkritik: Waren die beiden
Kunsttriebe in der attischen Tragödie anfänglich noch
vereint, so gewinnt das an der Form und am Logos orientierte
apollinische Element in der Entwicklung sowohl der Tragödie als
auch im Kunstverständnis überhaupt die Oberhand. Indem
Nietzsche das dionysische Element wieder geltend macht, will er einen
Paradigmenwechsel einleiten: vom an gegenständlicher Kunst
orientiertem rationalen Formprinzip zur ungegenständlichen, die
irrationale Seite des Lebens artikulierenden Ausdruckskunst
(ein Anstoß, der in der expressionistischen Kunst am Anfang des
20. Jh. wirksam wird). Darüber hinaus fragt Nietzsche nicht mehr
danach, was Kunst sei, sondern nach ihrer lebensbejahenden Funktion,
nämlich das Leben erträglich und steigerbar zu machen.
Kunst »ist die große Ermöglicherin des Lebens, die
große Verführerin zum Leben, das große Stimulans des
Lebens«.
Außerdem
hat Nietzsche den Ästhetizismus der Moderne philosophisch
vorbereitet: »Kunst erhebt ihr Haupt, wo die Religionen
nachlassen«. Das führt dazu, sie mit Ansprüchen
aufzuladen, die ihr vormals in der Geschichte so nicht aufgebürdet
waren. Sie wird im Denken Nietzsches zur eigentlichen metaphysischen
Tätigkeit, wenn er fordert, »die Wissenschaft unter der
Optik des Künstlers zu sehen, die Kunst aber unter der des
Lebens. . . « [Nietzsche, Geburt der Tragödie]. Denn
hinter dieser Forderung steht die Einsicht in den grundsätzlich
fiktionalen Charakter aller menschlichen Vorstellungen über
Wirklichkeit (nicht nur Religion oder Metaphysik, sondern auch der
Wissenschaft).
Seit der zweiten Jahrhunderthälfte
und im Übergang ins 20. Jh. setzen auch die Klassiker des
modernen Designs in der programmatischen Betonung des künstlerischen
Charakters von Architektur und Gebrauchskunst aller Art das ins Werk,
wofür sie in ihren theoretischen Beiträgen zugleich
argumentieren: die Aufhebung der Grenze zwischen Kunst und Leben –
ein Programm, das sich mit dem der künstlerischen Avantgarden zu
Beginn des neuen Jh. (Futurismus, Dada, Surrealismus u. a.) trifft.
Von einer ›Ästhetisierung der Lebenswelt‹ wird mit
Blick auf die hier entspringende Tendenz zur Gestaltung aller
Lebensbereiche unter Preisgabe der ästhetischen Exklusivität
der Kunst später polemisch die Rede sein. Die Kritiker
beanstanden an dem unterstellten »paradoxe[n] Versuch, den
Alltag zum permanenten Fest zumachen« [Bubner,
Ästhetikthetische Erfahrung, Frankfurt./M 1989.], mit der
Ausbreitung einer generellen Freizeitgesinnung ebenso den
Prägnanzverlust ästhetischer Erfahrung durch Verflachung
und Trivialisierung [Marquard, O., Aesthetica und Anaesthetica.
Philosophische Überlegungen, Paderborn, 1989] wie den
komplementären Effekt sozialer Desensibilisierung. [Welsch, W.,
Ästhetikthetisches Denken, Stuttgart, 1990]
Das
avantgardistische Kunstwerk unterscheidet sich in seiner
fragmentarischen Montagestruktur vom klassischen: War das klassische
Werk durch seine ›Organizität‹, d. h. durch
geschlossene, klar von Wirklichkeit abgrenzbare Einheit und somit
Autonomie charakterisiert, das seinen Sinn als symbolische Einheit
von Allgemeinem und Besonderen ganz in sich enthält, so löst
sich im ›nichtorganischen‹ avantgardistischen
Werk diese Einheit auf: Es ist Montage von Fragmenten und bedeutet
die Auflösung der Grenze zwischen Werk und Wirklichkeit.
Dieser
grundsätzliche Strukturwandel der Kunst kommt klassisch in
Walter Benjamins Allegorietheorie zum Ausdruck: Die Allegorie
ist nach Benjamin Ausdruck epochaler Krise, in denen sich die Sinn-
und Bedeutungseinheit in Mehrdeutigkeit und Bedeutungsvielfalt
auflöst. Dieser polysemische Charakter der Kunst ist für
die Moderne konstitutiv geworden (und wird in der postmodernen
Beliebigkeit in der Kombination der Stile nur auf die Spitze
getrieben). Das mit U. Eco zu sprechen ›offene‹
Kunstwerk kann unter dieser Voraussetzung nicht mehr klassisch aus
sich selbst, sondern muss in der Einheit mit seiner Rezeption
verstanden werden: Rezeption ist Bedeutungsiteration des
Werks, seine Fortsetzung, ein Gedanke, den Benjamin schon im
romantischen Begriff der Kunst bzw. der Kunstkritik freigelegt hat
und der zu einem Grundgedanken seiner Ästhetik geworden ist.
Unter der modernen Bedingung ihrer technischen Reproduzierbarkeit
radikalisiert sich diese Abhängigkeit der Kunst von den
Bedingungen ihrer Rezeption: Benjamin stellt den Verlust der Aura der
Kunst fest; Aura der Kunst bedeutet ihre Einmaligkeit und ihren
festen Ort in einem Traditionszusammenhang, der durch
Säkularisierung (Übergang vom Kultwert im religiösen
Ritual zum Ausstellungswert der Kunst in der Moderne) und technische
Reproduzierbarkeit verfällt [Benjamin, Das Kunstwerk im
Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit]. Die technische
Reproduzierbarkeit stellt den modernen Bezug der Kunst zur Masse her,
ermöglicht es, das Kunstwerk in veränderte Kontexte zu
stellen und trägt durch die grenzenlose Verfügbarkeit und
Wiederholbarkeit zu einer Verflüchtigung der Erfahrung von
Kunst, aber auch zu einer zunehmenden Ästhetisierung der
Wirklichkeit und damit zu einer tendenziellen Auflösung der
Grenze zwischen Kunst und Wirklichkeit bei, die für die
Situation der Kunst in der (Post-)Moderne bis heute charakteristisch
geblieben ist.
Im
Verhältnis von klassischer neuzeitlicher Kunstphilosophie und
dem Kunstbegriff der Moderne kommt die Spannung von Autonomie und
Abhängigkeit der Kunst von außer ihr liegenden Bedingungen
zum Ausdruck, die in exemplarischer Form in Adornos Kunstbegriff
reflektiert wird: Adorno geht auf die Aporie ein, dass die
Freiheit der Kunst im Widerspruch zur gesellschaftlichen Unfreiheit
im Ganzen steht und konstatiert den »Doppelcharakter der Kunst
als autonom und als fait social«. Kunst kann sich nur als
autonom begreifen, wenn sie sich gegen Gesellschaft abschließt.
In diesem Gestus ist sie jedoch Ausdruck des Nichtidentischen und
damit Gegenbild zur gesellschaftlichen Realität von
identifizierender Verdinglichung im falschen gesellschaftlichen
Gesamtzusammenhang.
Für Adorno ist die Kunst die gesellschaftliche Antithesis zur Gesellschaft.
Durch die Autonomie der ästhetischen Gestaltung – deren
Prinzip Adorno in die Formel fasst: »Nichts unverwandelt«
– wirkt in der Kunst ein herrschaftsfreies Prinzip der
Erfahrung. In einer Gesellschaft, die der kritische Theoretiker im
Konstrukt einer nur noch negativen, d. h. entwicklungslosen Dialektik
als den totalen Verblendungszusammenhang begreift, wird das Kunstwerk
damit – als einzig verbliebenes Subjekt des Widerstandes und
als Statthalter einer herrschaftsfreien Praxis – zum Träger
einer kontrafaktischen Wahrheit.Wie es hier im Rahmen einer
gesellschaftskritisch motivierten negativen Geschichtsphilosophie
noch einmal zu einer unüberbietbaren spekulativen Auszeichnung
der großen Kunst kommt, so auch in Heideggers
existenzialontologisch begründeter Sicht der Kunst als eines
ursprünglichen Wahrheitsgeschehens[Heidegger, Holzwege].
Angesichts
der heutigen Diversifizierung der Künste bzw. der
Kunstwirklichkeit drängt sich die Frage auf, ob sich diese
heterogene Vielfalt überhaupt noch in die Einheit einer
philosophischen Kunsttheorie
zusammenfassen lässt. Mit dieser Frage geht allerdings auch das
Problem einher, ob man sich philosophisch einfach dieser postmodernen
Vielfalt überlassen und auf die Anstrengung eines Begriffs
der Kunst überhaupt
verzichten sollte.
Impuls-
und Problemstichworte: Kulturindustrie, in der Kunst zur
Massenkultur wird – Anspruch auf kritische Reflexion vs.
Konsum und Zerstreuung – Zur-Ware-Werden des Kunstwerks –
»Funktionsverlust der Kunst im Spätkapitalismus« –
»Preisgabe des Reflexionsgehaltes der sinnlichen Gestalt«
– ›Realismus‹: die Frage, wie Wirklichkeit
anschaulich im Kunstwerk reflektiert werden kann. - rasante
Bildmedienentwicklung – Frage nach dem Subjekt künstlerischer
Produktivität - letztlich Fragen nach künstlerischer Wahrheit
Nachdem
in den letzten vier Jahrzehnten des 20. Jh. mit
geschichtsphilosophischen und
ideologiekritischen Argumenten im Zeichen der ›nicht mehr
schönen Künste‹ wie der Aktualität des
Erhabenen der Kategorie des Schönen ihr überkommener
Geltungsanspruch in der Ästhetik streitig gemacht worden war,
wird inzwischen die Frage nach dem Schönen
in der philosophischen Ästhetik wieder diskutierbar.
Neue
Impulse betreffen heute nicht allein die Ästhetik und die
Kulturphilosophie, sondern auch die Epistemologie der Wahrnehmung.
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